Tennisclub Ostbevern e.V.

Wat den een sien Uhl ...

Die wandernden Tennisfreunde auf dem Weg zur ehemaligen Tennisanlage am Grevener Damm. Foto: Lukas Peschke
21. März 2024
Lukas Peschke

Eine Anekdote über einen 35 Jahre alten Tennisball

Im Rahmen der Jubiläumswanderung des Tennisclub Ostbevern (WN berichteten) begrüßten Martin Westhues und seine Frau Helga die Tennisfreunde des TC Ostbevern auf ihrem Grundstück am Grevener Damm.
Dieses Grundstück hat für gleich zwei heimische Sportvereine einen historischen Stellenwert. Trafen sich dort die Sportlerinnen und Sportler des BSV Ostbevern am 1.1.2023 zum Auftakt des 100-jährigen Vereinsbestehens, so folgten nun die TCO-Akteure, um ihre Saison zum 50-jährigen Bestehen einzuläuten.

„Wir fühlen uns dem Tennissport und unserem Verein nach wie vor sehr verbunden“, führten Martin und Helga Westhues ein und freuten sich, zahlreiche Tennisspielerinnen und Tennisspieler auf ihrem Grundstück, dem Gelände der ersten TCO-Vereinsanlage, begrüßen zu dürfen. 31 Jahre bevor an dieser Stelle Tennisplätze gebaut wurden, hatte der damals sechsmalige Deutsche Fußballmeister, der FC Schalke 04, eine heimische Auswahl mit Spielern aus Ost- und Westbevern, auf dem ersten Fußballplatz des BSV im Rahmen eines sogenannten „Kartoffelspiels“ nach Weltkriegsende am 24. Juli 1946 besiegt.

Seinen Redebeitrag zu den „historischen Wurzeln des Tennissports in Ostbevern“ hatte Martin Westhues in Form einer Anekdote vorbereitet, die auf einem alten plattdeutschen Sprichwort beruht: „Wat den een sien Uhl, is den annern sien Nachtigall.“ Ins Hochdeutsche übersetzt: „Was für den einen eine Eule, ist für den anderen eine Nachtigall.“ Die Eule galt früher als Unglücksbringer, die Nachtigall wird als Singvogel traditionell mit Glück in Verbindung gebracht. Sinngemäß übersetzt daher etwa: „Was für den einen Pech bedeutet, erweist sich für den anderen als Glücksfall oder Freude.“

„Als wir 1982 nach Ostbevern und damit auch in den TCO kamen, stand dieser in voller Blüte, und es wurde jeden Tag von früh bis spät hier auf die gelbe Filzkugel eingedroschen – mit viel sportlichem Ehrgeiz und großem Spaß. Lautstarke Kommentare der gewonnenen und verlorenen Punkte waren ebenso selbstverständlich wie das, oder besser die Bierchen, nach dem Game. Es wurde herzlich und laut gefeiert. Das Vereinsleben war prächtig und intensiv“, erzählte Martin Westhues.

Neben zwei normalen Spielfeldern quer vor den Nachbargrundstücken, gab es parallel zur Waldgrenze auch einen provisorischen Einzelplatz, der hauptsächlich für das Training genutzt wurde.

„Die Freude über das lautstarke Clubleben war jedoch nicht ungeteilt. Unsere Tennisanlage trennten von den dort lebenden Nachbarn nur drei Reihen Fichten, die jedoch trügerisch hoch und dicht waren, sodass wir uns völlig ungestört und leider auch ungehört fühlten.“ Eines Tages bekam der damalige Vereinsvorsitzende, Hans-Jürgen, genannt Hajo Weigt, eine Einladung auf die Terrasse eines dort lebenden Nachbarn: „Dabei wurde ihm unmissverständlich klargemacht und zugleich live demonstriert, dass die Lärmbelästigung unerträglich und nicht länger hinnehmbar sei.“ Praktisch führten die Anwohnerbeschwerden zu Nutzungseinschränkungen der Tennisplätze und der Platzanlage, sodass zwischen 12 und 14 Uhr sowie abends nach 21 Uhr nicht mehr gespielt und nicht mehr gefeiert werden durfte.

Bis ein neuer Standort, die neue und heutige Platzanlage zwischen Telgter und Westbeverner Straße gefunden und der langjährige Traum, ein „richtiges Clubheim“ (zuvor diente lediglich ein Wohnwagen als solches), realisiert werden konnten, vergingen noch einige Jahre.

Gleichzeitig hatte das Ehepaar Westhues, wohlwissend, dass der TCO das Gelände zwischen Grevener Damm und Kolpingstraße würde verlassen müssen, frühzeitig mit dem Grafen Droste zu Vischering Kontakt aufgenommen. Dieser wich von seiner zuvor üblichen Verpachtungspraxis ab und bot dem Ehepaar das Grundstück zum Kauf an, der 1989 auf der Burg Vischering in Lüdinghausen vollzogen wurde.

Der Straßenname „Zum Alten Tennisplatz“ ist übrigens kein Zufall, wie Westhues versichert: „Wir durften uns den Straßennamen aussuchen“. Seine Verbundenheit mit dem TCO ist bis heute spürbar, wenngleich er vor einigen Jahren den Tennis- gegen einen Golfschläger eingetauscht hat. 1991 baute Familie Westhues schließlich ihr neues Zuhause, sodass es fortan „nur noch Nachtigallen gab“: der TCO hatte ein neues Tennisgelände gefunden, Familie Westhues ein Haus mit großem Garten in Ostbevern und die Nachbarn mussten keinen Tennislärm mehr ertragen und konnten zudem Teile des Grundstücks erwerben, um ihre Gärten zu vergrößern und zu verschönern. Heute würde vermutlich von einer „Win-Win-Win-Situation“ gesprochen.

Zur 30-jährigen Nachbarschaft 2021 lud Familie Westhues ihre Nachbarn, mit denen es in all den Jahren keinen Streit gegeben habe, wie das Ehepaar Westhues betont, zu einer Gartenparty ein. Bei den Vorbereitungen für dieses Fest, stießen sie auf eine merkwürdige Kugel in der Erde – klar: ein jetzt mindestens 35 Jahre alter Tennisball.

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